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Stadt ohne Seele

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发表于 2009-3-27 15:18:40 | 显示全部楼层 |阅读模式
26. März 2009, Neue Zürcher Zeitung

Stadt ohne Seele

Das «Weisse Rössl» ist bedroht – Schanghai zeigt nicht viel Sinn für sein «jüdisches Quartier»

Matthias Messmer


Westliche Metropolen, die als globale Weltstädte wahrgenommen werden wollen, verweisen gerne auf ihre kulturelle und ethnische Vielfalt. New York auf Manhattans Chinatown, Berlin auf das von türkischen Immigranten bevorzugte Kreuzberg, Paris auf das Arbeiterviertel Goutte d'Or, in dem sich viele Nordafrikaner niedergelassen haben. Multikulturalität bedeutet im günstigsten Falle Toleranz. Auswärtige Besucher verbinden mit dem Begriff häufig eine Art Faszination des Exotischen.

Auch Schanghai hat allen Grund, stolz auf sein «jüdisches Viertel» zu sein, obwohl hier mit Ausnahme von in den letzten Jahren zugezogenen Geschäftsleuten längst keine Juden mehr wohnen. In den dreissiger Jahren übte die Stadt am Fluss Huangpu dank ihrer Internationalität eine Anziehungskraft für jüdische Flüchtlinge aus: Ungefähr 18 000 fanden in diesem Freihafen Zuflucht vor dem Terror des Hitlerregimes. Niemand verlangte damals Pässe oder Visa, doch nur wenige wagten diese lange Reise in den unbekannten Fernen Osten. Die meisten Flüchtlinge wurden von amerikanischen Hilfsorganisationen betreut und im nördlich gelegenen Gebiet Hongkou, inmitten von ärmlich hausenden Chinesen, untergebracht. «Klein-Wien» nannten die Europäer das Gebiet, auch weil es hier Theaterbühnen, Cafés und Imbissstuben gab, die dieses Attribut verdienten.

Mit fremden Federn geschmückt

In den letzten Jahren besuchten Tausende von Überlebenden des Holocausts Hongkou und das ehemalige «Ghetto» (eine Beschreibung, die angesichts der damaligen Verhältnisse in den mitteleuropäischen Städten eigentlich wenig zutreffend ist), um ihrem Gastland von einst Dank und Ehre zu erweisen. Zwar hatten die Chinesen beim Entscheid, die jüdischen Flüchtlinge aufzunehmen, nicht viel zu sagen; sie selbst waren ja Opfer der japanischen Besetzungsmacht. Doch gehen solche «Details» in der hiesigen Propaganda meist unter, weil man sich der Welt ja gerne als Retter der von der Nazi-Tyrannei verfolgten Juden präsentieren will. Die Distriktregierung von Hongkou restaurierte immerhin (leider nicht originalgetreu) die Ohel-Moshe-Synagoge, richtete ein kleines Museum ein und erinnerte mit einer Gedenktafel im früheren Wayside-Park an das Schicksal der europäischen Verfolgten auf chinesischem Boden.

In den letzten Wochen nun ist ein Streit um das «Weisse Rössl» entsprungen, genauer um den geplanten Abriss des einst beliebten Restaurants, in dem Pianisten und Violinisten das schwere Los der Flüchtlinge mit Melodien von Johann Strauss und Franz Lehár zu lindern suchten, wo das Servicepersonal in Dirndl die Kundschaft mit Wiener Schnitzel bediente und gelegentlich sogar Hochzeiten stattfanden. An sich liegt das ehemalige Restaurant inmitten eines von der Regierung vor vier Jahren unter Denkmalschutz gestellten Gebiets. Doch sind Pläne in China immer dazu da, geändert zu werden, vor allem wenn es um die Modernisierung des Stadtbildes geht. «Chai», das chinesische Zeichen für «Abreissen», prägt bereits eine ganze Fassade von alten Häusern, darunter auch das wegen seines muschelförmigen Erkers leicht erkennbare «Weisse Rössl». «Verbreiterung der Strasse», lautet die Argumentation der Stadtverantwortlichen in diesem Fall.

Aggressivität im Internet

Dass sich an Architektur, Geschichte und Kultur interessierte, in Schanghai lebende Ausländer für den Erhalt alter Bausubstanz aussprechen, ist verständlich, verspricht aber wenig Aussicht auf Erfolg. China reagiert von Grund auf unwirsch, wenn es um eine seiner Ansicht nach unnötige Einmischung von aussen geht. Umso erstaunlicher ist deshalb ein kürzlich in der offiziellen «China Daily» erschienener Beitrag, in dem der Autor vor dem «ernsthaften Verbrechen» warnte, dass unter dem Deckmantel der Modernisierung der Stadt die Seele weggerissen würde.

Solches brachte dem Verfasser im Internet die Bezeichnungen «Versager» und «Werkzeug der Juden» ein. Wie denn die Reaktionen im Internet generell aggressiv sind. «Diesen Leuten erlaubte man nicht zu kommen, weil sie Juden waren, sondern weil sie viel Geld hatten. Wenn <Klein-Wien> wirklich ein Ghetto ist, dann soll es abgerissen werden. Wenn es wirklich so ist wie das schöne Wien, dann lasst es uns retten», lautet ein Kommentar zu dem Artikel in der «China Daily». Und ein anderer klagt die «Hollywood-Juden» an, welche es meisterhaft verstünden, die Chinesen zu verteufeln und sie zu entmenschlichen: «Lasst uns Spielberg und die Olympiade nicht vergessen!», mahnt der Schreibende in Erinnerung an den politisch motivierten Rückzug des Regisseurs als Berater für die Spiele in Peking.

Bleibt zu hoffen, dass in dieser gehässigen Diskussion doch noch der gesunde Menschenverstand siegen wird. Der in China bekannte Denkmalpfleger und emeritierte Professor der Tongji- Universität Ruan Yisan hofft, mit einer Kampagne die Behörden von ihrem Vorhaben abhalten zu können. Mit welchem Erfolg, ist ungewiss. Gesucht sind auch westliche Investoren, die der Distriktregierung Angebote zur Sanierung und gleichzeitig zur Entschädigung für den Umzug Dutzender Familien anbieten könnten. «Geschichte zu bewahren, ist schwierig in unserem Land. Und wenig populär.»

Wer zusieht, mit welchem Eifer in China Themenparks und Kulissendörfer im Walt-Disney-Stil errichtet werden, versteht, was der Rufer in der Wüste meint. Das System setzt lieber auf berechenbare Fassaden, wo erinnerte Geschichte nicht mehr nötig ist. Das ist überblickbarer und schafft, zumindest auf den ersten Blick, weniger Ärger. Was daraus wird, zeigt «Thames Town», eine vor fünf Jahren unweit von Schanghai in Angriff genommene «getreue» Nachbildung einer typisch englischen Kleinstadt: Kirchen und Schulen stehen leer, Restaurants sind geschlossen, Wohnungen zu fast einhundert Prozent unbelegt. Dafür lassen sich an Wochenenden Dutzende von Hochzeitspaaren vor der Statue von Winston Churchill ablichten. Inszenierte Geschichte macht eben alles möglich.
 楼主| 发表于 2009-3-27 15:23:56 | 显示全部楼层


  

发表于 2009-3-27 15:51:33 | 显示全部楼层
早就是土人当道了
发表于 2009-3-27 19:03:41 | 显示全部楼层
犹太人侪逃光啦。。。
发表于 2009-3-27 19:30:36 | 显示全部楼层
虹口算中隻角還上隻角?
发表于 2009-3-27 19:31:35 | 显示全部楼层
逃光正好住进来,连顶都省了
发表于 2009-3-28 02:16:14 | 显示全部楼层
我旧年碰着个上海出生的老犹太,讲是前两年回了趟上海老家。。。。
发表于 2009-3-28 17:59:15 | 显示全部楼层
你們有沒開上海話啊?
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